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Nachhaltige Lieferketten gestalten

Warum Unternehmen nachhaltige Lieferketten priorisieren sollten und wie sie durch Nachhaltigkeitsratings bewertet werden können

In einer Welt, in der Konsumenten und Investoren zunehmend Wert auf ethische Geschäftspraktiken und Umweltschutz legen, ist die Gestaltung nachhaltiger Lieferketten nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch ein wirtschaftlicher Vorteil. Studien zeigen, dass Unternehmen, die sich aktiv um Nachhaltigkeit bemühen, tendenziell höhere Marktbewertungen erzielen und ein höheres Maß an Kundenloyalität genießen. Laut Umfragen sind 73 % der Verbraucher bereit, mehr für Produkte zu zahlen, die von nachhaltigen Unternehmen stammen. Gleichzeitig legen Regulierungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz immer strengere Anforderungen an die Transparenz und ethische Standards in globalen Lieferketten fest. Wie können Unternehmen ihre Lieferketten so gestalten, dass sie sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig sind?

Was ist eine Lieferkette?

Eine Lieferkette bezeichnet das Netzwerk aus verschiedenen Akteuren, Prozessen und Ressourcen, die an der Produktion und Lieferung eines Produkts oder einer Dienstleistung beteiligt sind. Sie umfasst alle Schritte, von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung und Fertigung bis hin zur Lieferung an den Endverbraucher. Innerhalb einer Lieferkette sind verschiedene Unternehmen miteinander verbunden, darunter Lieferanten, Hersteller, Logistikdienstleister und Einzelhändler. Eine effiziente und gut koordinierte Lieferkette ist entscheidend für die letztendliche Produktverfügbarkeit, Qualität und Kostenkontrolle.

Was besagt das Lieferkettengesetz?

Das Lieferkettengesetz, offiziell bekannt als Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), ist eine in Deutschland verabschiedete Gesetzgebung, die Unternehmen zur Einhaltung von menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten in ihren globalen Lieferketten verpflichtet. Das Gesetz zielt darauf ab, Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden entlang der gesamten Lieferkette zu verhindern, indem es Unternehmen dazu verpflichtet, Risiken zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu minimieren.  

Das Gesetz gilt für Unternehmen mit Sitz in Deutschland, die eine bestimmte Größenordnung überschreiten, und kann bei Nichteinhaltung Sanktionen nach sich ziehen. Unternehmen müssen laut dem LkSG verschiedene Pflichten erfüllen. Dazu gehört die Einführung eines Risikomanagements, um menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken in ihren Lieferketten zu identifizieren. Sie sind verpflichtet, regelmäßig Risikobewertungen durchzuführen und diese zu dokumentieren. Wenn Risiken erkannt werden, müssen Unternehmen geeignete Abhilfemaßnahmen ergreifen und sicherstellen, dass diese Maßnahmen effektiv sind. Darüber hinaus sind sie verpflichtet, über die ergriffenen Maßnahmen und die Ergebnisse der Risikoanalyse zu berichten.

Wie kann eine Lieferkette nachhaltig gestaltet werden?

Eine Lieferkette kann von Unternehmen nachhaltig gestaltet werden, indem ökologische, soziale und ökonomische Aspekte in allen Phasen der Lieferkette berücksichtigt werden. Dies trägt nicht nur zum Schutz der Umwelt und zur Förderung sozialer Gerechtigkeit bei, sondern kann auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und das Ansehen des Unternehmens stärken.

Hier sind einige zentrale Ansätze, um eine Lieferkette nachhaltiger zu gestalten:

  • Nachhaltige Beschaffung:
    Unternehmen sollten umweltfreundliche und ethisch hergestellte Rohstoffe bevorzugen. Dies beinhaltet die Auswahl von Lieferanten, die nachhaltige Praktiken anwenden, wie zum Beispiel den Einsatz von recycelten Materialien, den Verzicht auf umweltschädliche Chemikalien und den Schutz von Biodiversität. 

  • Energieeffizienz und Ressourcenschonung:
    In allen Produktions- und Logistikprozessen sollten energieeffiziente Technologien und ressourcenschonende Verfahren eingesetzt werden. Dies kann die Reduzierung des Energieverbrauchs, die Minimierung von Abfällen und den sparsamen Einsatz von Wasser umfassen.
     
  • Einhaltung sozialer Standards:
    Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle Akteure entlang der Lieferkette faire Arbeitsbedingungen, sichere Arbeitsplätze und menschenwürdige Löhne bieten. Dies kann durch die Auswahl von Lieferanten, die hohe soziale Standards einhalten, und durch Audits zur Überprüfung der Arbeitsbedingungen erreicht werden.             

  • Transparenz und Rückverfolgbarkeit:
    Eine transparente Lieferkette ermöglicht es, die Herkunft und die Produktionsbedingungen von Produkten nachzuvollziehen. Unternehmen sollten Systeme zur Rückverfolgbarkeit implementieren, um sicherzustellen, dass ihre Produkte ethisch und nachhaltig hergestellt wurden. Technologien wie Blockchain können dabei helfen, Transparenz und Vertrauen zu erhöhen.                 

  • Kollaboration mit Lieferanten:
    Eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten kann dazu beitragen, nachhaltige Standards entlang der gesamten Lieferkette zu fördern. Unternehmen können Schulungen und Unterstützung anbieten, um Lieferanten bei der Implementierung nachhaltiger Praktiken zu helfen.            

  • Reduktion von CO₂-Emissionen:
    Unternehmen sollten ihre CO₂-Emissionen entlang der Lieferkette analysieren und Maßnahmen zur Reduktion ergreifen, wie beispielsweise die Optimierung von Transportwegen, die Förderung von lokalen Zulieferern und die Nutzung emissionsarmer Transportmittel.

  • Nachhaltigkeitszertifikate und -standards:
    Die Einhaltung und Zertifizierung nach anerkannten Nachhaltigkeitsstandards, wie beispielsweise ISO 14001 für Umweltmanagement oder Fair Trade, können Unternehmen helfen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gegenüber Stakeholdern zu kommunizieren.

  • Kreislaufwirtschaft:
    Unternehmen sollten Strategien zur Verlängerung der Lebensdauer von Produkten und zur Wiederverwertung von Materialien entwickeln. Dies kann durch Design für Recycling, die Wiederverwendung von Komponenten und die Förderung von Reparaturdiensten geschehen.

Warum nachhaltige Lieferketten priorisiert werden sollten

Eine nachhaltige Lieferkette bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile, die sich sowohl auf ökonomische, ökologische als auch soziale Aspekte auswirken.

Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:

1.

Kosteneinsparungen:

Durch effizientere Ressourcennutzung und Energieeinsparungen können Unternehmen Kosten senken. Beispiele hierfür sind die Reduktion von Abfall, der Einsatz energieeffizienter Technologien und die Optimierung von Transportwegen.           

2.

Risikominimierung:

Nachhaltige Lieferketten helfen Unternehmen, Risiken zu minimieren, die durch Umweltschäden, Menschenrechtsverletzungen oder Gesetzesverstöße entstehen können. Dies umfasst auch die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wie dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG).

3.

Wettbewerbsvorteil:

Unternehmen, die nachweislich nachhaltige Praktiken umsetzen, können sich von der Konkurrenz abheben. Sie können ihr Engagement in der Nachhaltigkeit als Verkaufsargument nutzen und so umwelt- und sozialbewusste Kunden anziehen. 

4.

Marktzugang und -akzeptanz:

Immer mehr große Kunden und Märkte verlangen von ihren Lieferanten nachhaltige Praktiken. Eine nachhaltige Lieferkette kann daher den Zugang zu neuen Märkten erleichtern und die Zusammenarbeit mit großen, verantwortungsbewussten Kunden fördern.

5.

Verbesserung der Markenreputation:

Ein starkes Engagement für Nachhaltigkeit kann das Markenimage verbessern und das Vertrauen von Kunden, Investoren und anderen Stakeholdern stärken. Dies kann zu einer höheren Kundenloyalität und besseren Beziehungen zu Interessengruppen führen.      

6.

Langfristige Rentabilität:

Nachhaltige Unternehmen sind oft besser auf langfristige Herausforderungen vorbereitet, da sie nachhaltige Ressourcen nutzen und soziale Verantwortung übernehmen. Dies führt zu einer stabileren Geschäftsgrundlage und kann langfristig höhere Renditen sichern.

7.

Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit:

Eine nachhaltige Unternehmensstrategie kann die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiter steigern. Mitarbeiter sind oft stolzer, für ein Unternehmen zu arbeiten, das sich aktiv für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit einsetzt.

8.

Innovationsförderung:

Die Umstellung auf nachhaltige Praktiken kann Innovationen fördern. Unternehmen müssen neue, umweltfreundliche Technologien und Geschäftsmodelle entwickeln, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

9.

Erfüllung von Investorenanforderungen:

Immer mehr Investoren legen Wert auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG). Eine nachhaltige Lieferkette kann daher den Zugang zu Kapital erleichtern, da ESG-konforme Unternehmen für Investoren attraktiver sind.

Bewertung der Nachhaltigkeit durch Nachhaltigkeitsratings

Nachhaltigkeitsratings sind ein wichtiges Instrument zur Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen. Diese Ratings berücksichtigen verschiedene Faktoren wie Umweltverträglichkeit, soziale Verantwortung und Unternehmensführung, die unter dem Begriff ESG (Environmental, Social, Governance) zusammengefasst werden. Ein guter Nachhaltigkeitsscore kann nicht nur Investoren anziehen, sondern auch als LKSG-Zertifikat dienen, das die Konformität mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bestätigt. Die Bewertung der Nachhaltigkeit erfolgt anhand von standardisierten Kriterien, die oft von unabhängigen Ratingagenturen festgelegt werden. Diese Bewertungen sind ein wertvolles Werkzeug für Unternehmen, um ihre Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit zu messen und zu kommunizieren. Ein positives Nachhaltigkeitsrating kann als Wettbewerbsvorteil genutzt werden und die Beratung im Lieferkettengesetz erleichtern. Wir beraten und bewerten die Nachhaltigkeitsleistung Ihres Unternehmens oder Ihrer Immobilien anhand der Umsetzung der aktuellen ESG- und EU-Taxonomie-Richtlinien sowie der Erfüllung des Lieferkettengesetzes.

Fazit

Ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement ist heutzutage essenziell für Unternehmen, um ökonomische Stabilität, soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit zu gewährleisten und so auf wachsende Anforderungen von Konsumenten, Investoren und Gesetzgebern zu reagieren. Es ermöglicht Kosteneinsparungen durch effiziente Ressourcennutzung und Energieeinsparungen, schützt Unternehmen vor rechtlichen und reputationsbedingten Risiken und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit durch die Erfüllung wachsender Konsumentenerwartungen an ethische und umweltfreundliche Produkte. Darüber hinaus verbessert eine nachhaltige Lieferkette die Marktzugangschancen, erhöht die Markenreputation und Mitarbeiterzufriedenheit, und fördert Innovationen, die zur langfristigen Rentabilität und Stabilität eines Unternehmens beitragen. In einer globalisierten und vernetzten Wirtschaftswelt ist es daher entscheidend, Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der Lieferkettenstrategie zu stellen, um nicht nur ökonomisch erfolgreich zu sein, sondern auch positive soziale und ökologische Impulse zu setzen.

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